„Schau mich an, wenn wir miteinander sprechen!“ : Mal wichtig, mal grundfalsch

Teil 2: Feedback und Gedankenlesen via Augensprache – ein kleiner Lesekurs.

Eigentlich ist es wie beim Morsen: Um eine Nachricht zu übermitteln, müssen wir Signale senden; richtig verständlich wird die Nachricht aber erst durch gezielte Pausen, die wir einbauen, und durch Rückmeldung, ob und wie es angekommen ist. Für den Blickkontakt gilt dasselbe.

Stellen Sie sich vor, Sie erklären Ihrem Kind einen neuen Weg zur Schule: „Pass auf, Alexander, du gehst doch jeden Tag nach der Bräugasse nach links zur Unterführung.“ – „Ja“. – „Dort ist ab heute eine Baustelle. Du musst morgen nach rechts in die Sandstraße gehen und dann links…“ usw.

Alexander wird, wie die meisten Kinder, den Weg mit seinen Augen „abgehen“, während er sich erinnert, d.h. er wird aus Ihrer Sicht nach rechts oben blicken, wenn Sie die Unterführung erwähnen (er erinnert den gewohnten Weg und wird dabei von sich aus gesehen nach links oben blicken).

Und er wird – von Ihnen aus gesehen – nach links oben blicken, wenn Sie den neuen Weg erwähnen (er stellt sich die neue Route vor und schaut von sich aus gesehen dabei nach rechts oben).

Von sich aus gesehen also wie die Zeitachse:

Nach links (oben) = erinnern (Vergangenheit).

Nach rechts (oben) = vorstellen (Zukunft).

An seinem Blickverhalten erkennen Sie, ob Alexander Ihnen folgen kann oder nicht. Er meldet Ihnen also unbewusst zurück, dass er Sie verstanden hat. Sie nehmen diese Meldung ebenso unbewusst auf und reagieren, indem Sie den nächsten Schritt des neuen Weges erklären.

Würde er nach der veralteten Rüge: „Schau mir in die Augen, wenn ich Dir etwas erkläre!“ starr Blickkontakt halten müssen, würde er das Gehörte nur kurzfristig nacherzählen können. In seine Gehirn-Bilderwelt wäre es nicht eingebrannt. Darf er jedoch das Gehörte in seine Gehirnsprache übersetzen und dort einbauen, wo es auch nachhaltig verankert wird – die Augenbewegungen begleiten diesen Vorgang – hat er es gelernt. Das update ist gelungen.

Dieses Gedankenlesen über die Augensprache ist auch als eine Art Lügendetektor einzusetzen: Soll er Ihnen berichten, über welches Thema der Pfarrer gepredigt hat sieht Alexander von sich aus nach links oben (erinnert).

War er jedoch gar nicht in der Kirche und flunkert Ihnen ein ausgedachtes Thema vor, wird er von sich aus nach rechts oben blicken (konstruiert).

Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Signale, die Verständnis oder Unverständnis signalisieren. Der Blickkontakt jedoch – der Dialog über unsere wichtigsten Sinnesorgane, die Augen ist essentiell. Beispielsweise sehen wir oft kurz weg und kneifen die Augen zusammen, wenn uns jemand etwas Kompliziertes erklärt. Und wenn wir selbst jemandem einen schweren Sachverhalt näherbringen wollen, heben wir wichtige Dinge hervor, indem wir die Augen unseres Kommunikationspartners intensiv fixieren. Signalisiert uns unser Gesprächspartner Verständnis, wenden wir unseren Blick kurz ab, um ihm eine Pause zu gönnen, ihm zu sagen: „Das was jetzt kommt, weißt du vermutlich schon, ich sehe dich gleich wieder an, wenns wichtig wird!“

Kommunikation durch Blickkontakt steuern zu können ist in erstaunlich kurzer Zeit lernbar. Voraussetzung für die Steuerung ist aber zunächst, dass Sie ihre eigene Wahrnehmung schulen, damit Sie den Augenkontakt richtig interpretieren können.

Quellen:
Lermer, S. (2005). Kommunikative Kompetenz. Von den Besten Profitieren. Gabal Verlag

Fachbücher Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

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