Lost in Translation.


Asiaten tun sich in der Regel schwerer als Angehörige des westlichen Kulturkreises damit, emotionale Gesichtsausdrücke einzuordnen.

Rachael E. Jack von der Universität Glasgow erklärt in ihrer wissenschaftlichen kulturvergleichenden Studie, warum: „Östliche und westliche Teilnehmer unserer Studie sahen sich schlicht und ergreifend andere Ausschnitte der Gesichter an, die wir ihnen zeigten.“ Die Forscherin legte ihren Probanden Fotos von Personen vor, die Gefühle zeigten – etwa Trauer, Freude, Ärger oder Ekel.

^_^ oder 🙂 ? Was drückt in Ihren Augen besser ‚Freude‘ aus?

Normaler Weise werden diese Emotionen im ganzen Gesicht ausgedrückt. Augen Mund, Nase, Stirn, alle Gesichtsteile machen den Ausdruck der Emotion mit und die dahinter stehenden Gefühle damit für andere sichtbar. Im Experiment veränderte Rachael Jack einige der Bilder jedoch so, dass einige Gesichtsteile ’neutral‘ blieben, während andere ganz klar Emotionen ausdrückten. Während die Versuchsteilnehmer die gezeigten Gefühle einordneten, maß sie deren Augenbewegungen und Blickrichtung mittels Elektrookulografie (Eye Tracking).

Dabei stellte sie fest, dass asiatische Teilnehmer beinahe ausschließlich die Augenpartie für die Gefühlseinschätzung betrachteten, während die Blicke der westlichen Versuchsteilnehmer das gesamte Bild scannten. Dem entsprechend fiel es den Asiaten schwerer als Europäern, Emotionen zu benennen, wenn die Augenpartie neutral belassen wurde.

Bei den sogenannten „Emoticons“ zeigt sich die kulturelle Prägung beim Emotionsausdruck besonders anschaulich:
Im Chatroom drücken ostasiatische Teilnehmer Freude mit ^_^ aus und Trauer mit ;_;
Die kritische Veränderung findet hier also bei der Augenpartie statt, während Europäer die Augen unverändert lassen und die Mundpartie betonen: Freude wird mit 🙂 gezeigt und Trauer mit 🙁

Die Studie zeigt recht anschaulich, dass in puncto interkultureller Kommunikation auch und vor allem auf die nonverbalen Signale geachtet werden muss. Ein Beispiel: Europäer zeigen aus Höflichkeit oft das sogenannte „Flugbegleiter-Lächeln“, indem sie die Mundwinkel nach oben ziehen und das restliche Gesicht unverändert lassen (Selbstversuch: das ‚echte‘ Lächeln passiert übrigens mit Mund UND Augen!). Asiaten tun sich mit der Interpretation dieses ‚Gefühlsausdrucks‘ zurecht schwer. Während man dieses Lächeln in Europa aus kulturellen Konventionen automatisch als Wohlwollen und Freundlichkeit interpretiert, werden für Asiaten hier eigentlich inkongruente Botschaften gesendet: Man verzieht die Mundwinkel (wie es Asiaten auch tun würden), aber man ‚lächelt‘ nicht, denn sonst würde man die Augen (mit-)benutzen.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Cell Press (2009, August 16). Facial Expressions Show Language Barriers, Too. ScienceDaily. Retrieved August 17, 2009, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2009/08/090813142131.htm

Hinterlasse eine Antwort