Psychologische Begriffe: „Aktives Zuhören“
Versuchen Sie folgendes Experiment: Lassen Sie sich von einem Menschen (den Sie nicht allzu gut kennen sollten) etwas erklären und hören Sie ihm dabei mit versteinerter Miene und ohne sich großartig zu bewegen zu. Geben Sie keine verbalen Rückmeldungen, wie ‚ja‘, ‚achso‘ oder ‚hm‘. Beobachten Sie die Reaktionen Ihres Gegenübers. Wie lange glauben Sie, wird das Gespräch dauern und was erwarten Sie, wird das Ergebnis des Gesprächs sein?
Ganz davon abgesehen, dass Sie es mit den Worten von Paul Watzlawick nicht schaffen werden, nicht zu kommunizieren: Das ‚Gespräch‘ wird nicht länger dauern als bis zu dem Moment, in dem sich (oder Sie) Ihr Gegenüber ernsthaft fragt, was mit Ihnen los ist. Und ergebnislos verlaufen. Warum eigentlich?
Auch beim Zuhören kommunizieren wir. Ununterbrochen geben wir verbale und nonverbale Signale von uns, die unseren Gesprächspartnern zeigen: Wir sind bei ihnen, wir können (nicht) folgen, wir sind da ganz anderer Meinung, wir mögen sie (nicht). Unsere Gesprächspartner brauchen dieses Feedback, um mit uns kommunizieren zu können.
Aktives Zuhören bedeutet also ‚kommunizieren, auch wenn man gerade nicht mit Reden an der Reihe ist.“ Vor allem geht es dabei darum, dem Gegenüber die eigenen emotionalen Reaktionen zu zeigen, damit er adäquat darauf reagieren kann. Das authentische Zeigen der eigenen Gefühle schafft automatisch Vertrauen – unser Gegenüber ‚weiß, woran er ist.‘
Natürlich ist Aktives Zuhören trainierbar. Im ersten Schritt sollte man sich einmal selbst beobachten während man kommuniziert. Legen Sie dabei Ihren Fokus auf Ihre Mimik, dann auf Ihre Hände, dann auf Ihre Körperhaltung und dann auf Ihr Blickverhalten. Beobachten SIe, wie sich Ihr Gesprächspartner verhält, wenn Sie bestimmte verbale oder nonverbale Rückmeldungen geben – also zum Beispiel einmal bewusst wegsehen, die Arme verschränken, nicken, ihm mit großen Augen folgen und so weiter.
Aktives Zuhören wurde erstmals vom Psychotherapeuten Carl Rogers systematisch beschrieben und eingesetzt. Er nennt außerdem 3 notwendige Voraussetzungen für gelungene Kommunikation:
- Empathische (einfühlende, mitfühlende) und offene Grundhaltung
- Authentisches Auftreten und kongruentes Auftreten (Sprache, Mimik, Gestik und Körperhaltung müssen dasselbe ausdrücken – nicht ‚ja‘ sagen, Arme verschränken und Kopf schütteln)
- Akzeptanz und bedingungslose positive Betrachtung des anderen.
Neben diesen 3 Grundhaltungen und der nonverbalen Kommunikation ist natürlich auch wichtig, was Sie beim Aktiven Zuhören sagen: Sie können das Gespräch beim Aktiven Zuhören auch mit Ihren Äußerungen bewusst steuern. Hier zwei wichtige Tipps:
- Fragen Sie ab und zu an wichtigen Stellen nach. Wichtig wird es immer dann, wenn der Gesprächspartner Dinge besonders betont, seine Gestik ausladender wird, seine Mimik und sein Blick intensiver. Kleine Fragen, die Interesse signalisieren zeigen dem Gesprächspartner auch, dass Sie seine wichtigsten Anliegen verstehen (sie müssen sie deshalb noch nicht teilen!)
- Paraphrasieren Sie. Wiederholen Sie, in eigenen Worten und wenn Sie an der Reihe sind, die wichtigsten Punkte, die Ihr Gesprächspartner betont hat. Er wird sich automatisch verstanden und wertgeschätzt fühlen.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
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