Advents-Special: Ist Geben wirklich seliger denn Nehmen?

Diese sprichwörtliche Redewendung aus dem Neuen Testament kommt vor allem in der Weihnachtszeit wieder zum Bewusstsein. Psychologen aus aller Welt gehen dem Wahrheitsgehalt dieses Zitats auf den Grund.

Die Weihnachtszeit lässt viele Menschen wieder besinnlicher werden. In der Adventszeit jedoch geht es häufig darum, die richtigen Geschenke für Personen zu finden, um ihnen eine Freude zu bereiten. Für nicht viele artet dies sogar in Stress aus. Psychologen zufolge ist der obige Sinnspruch dennoch wahr.

 

Der Unterschied zwischen Geben und Nehmen

Der Psychologe Rolland S. Parker versicherte bereits 1973, dass es beim Schenken, beim Zeigen von Zuneigung oder einfacher Hilfsbereitschaft besser sei, „Geber“ zu sein als „Nehmer“. Wie er in seinem Buch: „Emotional Common Sense“ eindrucksvoll beschrieb, seien „Nehmer“ eigennützig und unsensibel. Ebenso riet er „Gebern“ dringend, „Nehmer“ erkennen zu lernen, die die Großzügigkeit anderer ausnutzten. Es gebe, schrieb er, einen Unterschied zwischen dem Zeigen von Mitgefühl und der Ausbeutung von Großzügigkeit.

 

Geben macht glücklich – eine weltweite Wahrheit

Warren Buffet, einer der reichsten Menschen der Welt, gab vor einigen Jahren an, 99% seines Vermögens dafür zu verwenden, andere Menschen finanziell zu unterstützen. Er sagte, er könne mit dieser Entscheidung nicht glücklicher sein. Menschen wie ihm mag es leicht fallen, auf einen Teil ihres Vermögens zu verzichten. Für viele andere bedeutet die finanzielle Unterstützung anderer aus eigenen Mitteln jedoch ein Verzicht, in manchen Teilen der Welt sogar ein tiefer Einschnitt.

Eine internationale Forschergruppe der Harvard University fand dennoch heraus, dass Menschen überall auf der Welt emotionalen Nutzen daraus ziehen, eigene finanzielle Mittel dafür einzusetzen, anderen zu helfen.

Ihre Studie vergleicht Daten aus 136 Ländern aller Kulturen und zeigt, dass dieses Verhaltenauf der ganzen Welt – ungeachtet dessen, ob es sich um reiche oder arme Länder handelt – glücklich macht.

Darüber hinaus konnten die Forscher nachweisen, dass die bloße Erinnerung an eine frühere Begebenheit, zu der die befragten Personen andere finanziell unterstützten, das Glück wieder bewusst mache. Auch dieses Ergebnis konnten sie in Kanada, Uganda und Indien nachweisen – Ländern, die sich sehr stark bezüglich des Einkommens und Vermögens ihrer Einwohner unterscheiden.

Schließlich berichten Menschen, die gebeten wurden, Gegenstände bei einem Wohltätigkeitsbasar zu kaufen, größere positive Affekte als Menschen, die gebeten wurden, die gleichen Dinge für sich selbst zu erwerben, und das, obwohl der Wohltätigkeitsbasar keine Gelegenheit bot, soziale Kontakte zu knüpfen oder zu verstärken.

 

Glück durch Geben ist tief verwurzelt

Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass die Belohnung, die man aus der Hilfe für andere zieht, darin besteht, selbst glücklicher zu sein. Dies scheint in der menschlichen Natur tief verwurzelt zu sein – so tief, dass dies in allen Kulturen und den verschiedensten ökonomischen Umfeldern zutage tritt.

 

Quellen:
Parker, R. S. (1973). Emotional common sense: how to avoid self-destructiveness. Harper & Row.

Aknin, L. B., Barrington-Leigh, C. P., Dunn, E. W., Helliwell, J. F., Burns, J., Biswas-Diener, R., & Norton, M. I. (2013). Prosocial spending and well-being: Cross-cultural evidence for a psychological universal. Journal of Personality and Social Psychology, 104(4), 635.

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