Sonnenbrille ab, Fremder!

Das Tragen dunkler Gläser wirkt sich nicht positiv auf unsere Kommunikation aus. Das weiß Carolin Lüdemann, Etikette-Expertin und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat. Denn: „Wer den Kommunikationspartner seine Augen nicht sehen lässt, erzeugt den Eindruck, als hätte er was zu verbergen.“

Ein Experiment von Psychologen der Universität von Toronto zeigt recht schön, warum wir nicht so gut mit Menschen können, die Sonnenbrillen tragen: Sie ließen Studenten eine Serie von Planspielen durchführen, in den sie mit anderen kooperieren und so das Wohl aller Mitspieler fördern. Sie konnten allerdings auch egoistische Strategien fahren und nur ihr eigenes Wohl maximieren.

In einer Bedingung des Experiments hatten die Studenten Sonnenbrillen auf, während sie in der anderen Bedingung sonnenbrillenlos spielten. Und siehe da: Mit Sonnenbrille verhielten sich die Teilnehmer wesentlich egoistischer.

Die Forscher nehmen an, dass uns Sonnenbrillen ein Gefühl der Anonymität verschaffen. Diese Anonymität führt dazu, dass wir uns weniger identifizierbar fühlen und damit auch weniger angreifbar, falls wir einmal etwas tun, das von unseren Mitmenschen nur schwer akzeptiert werden würde. Erhöhter Egoismus trat übrigens auch dann auf, wenn die Teilnehmer in abgedunkelten Räumen spielten. Und: Die Teilnehmer mit Sonnenbrillen wurden auch als egoistischer und rücksichtsloser von ihren Mitspielern wahrgenommen.

Unabhängig von diesen erhellenden Experimenten gilt aber, dass unsere Augen sehr viel über uns verraten. Logisch, dass wir ihnenunseren Mitmenschen gerade deshalb in die Augen schauen wollen. Wir wollen wissen: Freund oder Feind, Wohltäter oder Übeltäter, interessiert oder nicht? Und sobald jemand seine Augen vor uns verbirgt, werden wir unsicher und vorsichtig. Deshalb rät Lüdemann: In geschlossenen Räumen gehört die Sonnenbrille abgesetzt. Neben dem UV-Schutz ist sie zwar zugebenermaßen ein hübsches Accessoire. Allerdings: Wir können uns damit durchaus auch Eigentore schießen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.world-science.net

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