Psychologische Begriffe: „Hochstapler-Syndrom“

Kennen Sie diese Situation: Sie haben ein Projekt sehr erfolgreich abgeschlossen und nun werden Sie von allen Seiten dafür gelobt und beglückwünscht. Sie freuen sich zwar über Ihre offensichtlich gute Leistung, haben aber das Gefühl, dass alle übertreiben und Sie doch eigentlich gar nichts Besonderes gemacht haben?

Menschen, die dieses Gefühl jedes mal befällt, wenn sie für etwas Tolles belohnt werden, leiden womöglich am sogenannten „Hochstapler-Syndrom“.

Ulrike Folkerts ist ein gutes Gegenbeispiel. Als ihr vor einiger Zeit ein Preis aufgrund ihrer großen Beliebtheit als „Tatort-Kommissarin“ verliehen wurde, kam sie auf die Bühne und meinte mit fester Stimme: „Ich finde, das habe ich verdient.“

Ein solches Verhalten überrascht uns geradezu, vor allem bei Frauen. Fachärztin Astrid Vlamynck aus Berlin schreibt dies den verankerten Rollenbildern zu. Eine Erziehung, die darauf abzielt, eine Frau zu einer guten Hausfrau und Mutter zu machen, wird einer Karrierefrau irgendwann Probleme bereiten.

Experten bezeichnen diese spezielle Form des Minderwertigkeitskomplexes als „Hochstapler-Syndrom“. Die Betroffenen halten sich dabei unbewusst für „Hochstapler“ und haben Angst, dass sie entlarvt werden könnten. Und dies, obwohl sie in Wahrheit keine sind, denn sie arbeiten hart und beweisen Fleiß, Talent und Erfolg.

Die vermutlichen Ursachen liegen in frühkindlichen Erfahrungen und bestimmten Familienstrukturen. Eltern sprechen meist nur in den besten Tönen von ihren Kindern. Sie halten ihren eigenen Nachwuchs für besser, klüger und schöner als das Durchschnittskind. Bekommt das Kind nun diese „Lobhudelei“ mit, hält sich selbst aber gar nicht für so gut, kann es zu dem Gefühl kommen, schlechter zu sein, als die anderen von ihm denken.

Derselbe Effekt kann sich aber auch ergeben, wenn genau das Gegenteil der Fall ist: Die Eltern unterschätzen ihr Kind und loben nur die Geschwister. Daraus kann das Gefühl entstehen, ’nicht gut genug zu sein‘.

Was kann man tun, wenn man das Gefühl hat, öfters dem Hochstapler-Syndrom zu unterliegen? Ob Mann oder Frau: Wir müssen lernen, aktiv unser Selbstbewusstsein zu stärken. Hilfreich dabei können vor allem nahestehende Personen sein, die uns ehrliches, aber respektvolles und wertschätzendes Feedback geben können. So wird der Weg geebnet für eine realistischere Selbsteinschätzung.

Dieses Selbst-Bewusstsein führt langfristig zu mehr Selbst-Vertrauen. Und dann können wir uns selbst und allen anderen endlich auch sagen: „Danke! Diesen Erfolg habe ich wirklich verdient.“

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