Dr. Lermer erklärt Serienhit „Under The Dome“ in der tz
Auf ProSieben startet am Mittwoch die US-Mystery-Serie „Under The Dome“ nach einer Vorlage von Stephen King. Ein Psychologe erklärt der tz, wie viel an dem Grauen unter der Kuppel tatsächlich real ist.
Das Horrorszenario – ein kleines Städtchen, abgeschnitten von der Außenwelt
Wer Spannung liebt, kommt am Mittwoch auf seine Kosten: Pro7 startet um 20.15 Uhr die brandneue US-Mystery-Serie „Under The Dome“ von Starautor Stephen King und Steven Spielbergs Produktionsfirma Amblin Television als Deutschlandpremiere. In den USA lief die Serie bereits im Juni an und war mit 13,5 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Sommer-Serien-Start seit 1992. Nicht ohne Grund, die Story ist fantastisch!
Ein Flugzeug explodiert am Himmel, auf der Weide wird eine Kuh von einer unsichtbaren Klinge zerteilt, und wie aus dem Nichts stülpt sich eine riesige gläserne Kuppel über die Kleinstand Chester’s Mill in Neuengland. Alles sieht aus wie immer, und doch ist nichts wie zuvor. Die Bewohner sind von der Außenwelt abgeschnitten, müssen damit zurechtkommen, dass die Vorräte zur Neige gehen und der Überlebenskampf beginnt.
Warum ist „Under The Dome“ so spannend?
Stephan Lermer: Stephen Kings geniale Idee setzt an der Basis an, an der Angst des Menschen vor dem Tod. Der Mensch hat als evolutionäres Programm den Trieb, zu überleben. Besser als jedes Navigationsgerät hilft ihm dabei der menschliche Orientierungssinn. Wenn wir uns nicht mehr orientieren können, weil unser ganzes System ausgehebelt ist, fühlen wir uns im wahrsten Wortsinn wie im falschen Film. Weil wir nicht mehr der Regisseur unserer Lebensführung sind.
Es ist ja auch tatsächlich eine schreckliche Vorstellung, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein.
Lermer: Die Situation ist vergleichbar mit der Belagerung einer Festung. Schon im Mittelalter folgte man dabei einem klassischen Muster: Einkreisen und warten, bis den Belagerten die Lebensmittel ausgehen. Der Mensch hat drei Grundbedürfnisse: das nach Autonomie, also Freiheit. Zweitens will der Mensch seine Kompetenzen entfalten, also zeigen können, was er kann. Drittens möchten wir uns eingebunden fühlen und dazugehören. Wenn das alles nicht mehr geht, sind wir sozusagen als Individuen aufgelöst.
Ist so ein Ausnahmezustand besonders schlimm, wenn man gar nicht weiß, wer der Feind ist?
Lermer: Ja. Das Grausamste ist der unsichtbare Feind. Er ist nicht kalkulierbar und bietet gigantische Projektionsflächen. Man kann sich unendlich viele schreckliche Dinge vorstellen.
Warum werden die Menschen in „Under The Dome“ so unberechenbar?
Lermer: Das Wort Persona heißt übersetzt Maske, und diese lassen die Menschen unter extremer Ängstigung fallen. Dann zeigt sich der wahre Charakter, ebenso wie nach einem Lottogewinn. Die einen lassen die Sau raus, die anderen werden sozial – unter der unsichtbaren Glocke werden die einen zu Plünderern, andere übernehmen soziale Verantwortung. Die einen sparen, um möglichst lange zu überleben, die anderen essen und trinken, als gebe es kein Morgen. Diese verschiedenen Verhaltensweisen zeigen Menschen in jeder von außen erzeugten Zwangsgemeinschaft, man denke an Grubenunglücke oder andere eingeschlossene Gruppen.
Also sind die Reaktionen der Menschen in der Serie ganz normal?
Lermer: Ja, tatsächlich. Es gibt in Zwangsgemeinschaften immer vier Positionen: Das Alphatier ist der Machthaber. Der hat einen engsten Kreis um sich, seine Direktoren oder Minister. Dann gibt es drittens das Volk, das geführt werden will. An vierter Stelle steht die Opposition, Menschen, die rebellieren. Das gibt es in jeder Schulklasse, in jeder Firma, in jedem Land und fast in jedem Roman.
Interview mit Susanne Sasse; Originalartikel ist auf der Seite der tz abrufbar.
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