Innerdeutsche Sprachbarrieren

„Un watt giff et dao?“ – „Nix füa di, host mi?!“

Gleich und gleich macht gern Geschäfte. Das gilt in Deutschland vor allem für Sprecher gleicher Dialekte. Eine Studie des Marburger Sprachwissenschaftler Dr. Alfred Lameli belegt, dass auch in unserer globalisierten Gesellschaft am liebsten mit Leuten verhandelt wird, die sich ‚gut verstehen‘. Bayern zum Beispiel fühlen sich am wohlsten, wenn ihre Geschäftspartner aus der selben Region stammen wie sie selbst, nach dem Motto: „Mir san mir“.

Machen dagegen Sachsen mit Bayern oder Badener mit Berlinern Geschäfte, leidet nicht nur die Sympathie, sondern auch die Verhandlungsqualität. Ursächlich dafür sind oft unbewusste Vorurteile, die wir den Sprechern ‚anderer‘ Dialekte entgegenbringen.

In Zeiten, in denen Außenministern peinliche Sprachpannen passieren und angehende Europaminister wegen ihres schwäbelnden Englischs öffentlich verhöhnt werden, wird diese Voreingenommenheit besonders deutlich. Die Forscher um Dr. Lameli stellen fest, dass „Unterschiede zwischen Mundarten ein Gefühl der Fremdheit bewirken“, das nicht nur die Sympathie für die Geschäftspartner reduziert, sondern auch Entscheidungen und generell ökonomisches Verhalten beeinflusst.

Für Verhandlungen lassen sich deshalb zwei Dinge aus der Studie ableiten:
1. Lassen Sie wenn möglich Menschen miteinander verhandeln, die ‚dieselbe Sprache‘ sprechen – die Wahrscheinlichkeit für Lösungen und Verträge, bei denen beide Parteien profitieren, steigt dadurch deutlich an.
2. Versuchen Sie bei Verhandlungen nicht gleich, den Gesprächspartner in eine Schublade zu schieben, sobald er den Mund aufmacht. Wechseln Sie statt dessen auf die Inhaltsebene der Kommunikation und achten Sie mehr darauf was Ihr Verhandlungspartner sagt – und nicht wie er oder sie es ihnen mitteilt.

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lameli, A., Falck, O., Heblich, S., Südekum, J. (2010). Dialects, Cultural Identity, and Economic Exchange. In: IZA Discussion Paper Series. No. 4743.

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