Fluchen erhöht die Schmerztoleranz

Stellen sie sich folgende Situation vor: Sie laufen barfuss in Ihre Küche und bleiben dabei mit dem kleinen Zeh an der Kante des Türrahmens hängen…
Jeder kennt diesen gemeinen, kleinen Schmerz, der einen leicht dazu verleiten kann seiner Verärgerung laut Luft zu machen, zum Beispiel mit einem Fluch.

Das ist normal und das ist menschlich, aber ist es auch schmerzlindernd? Genau das wollen Forscher der Keele University jetzt herausgefunden haben. Die vor kurzem im NeuroReport Journal veröffentlichte Studie, geht von einem schmerzreduzierenden Effekt des Fluchens aus. Dieses Ergebnis überraschte selbst die Forscher der psychologischen Fakultät: Dr. Richard Stephens und seine Kollegen John Atkins und Andrew Kingston waren ursprünglich von einem gegenteiligen Effekt ausgegangen.

In der Studie mussten die Teilnehmer ihre Hand solange wie möglich in eiskaltes Wasser halten. Während dessen durften sie einen selbst gewählten Fluch ausstoßen. Danach sollten sie das Experiment wiederholen, allerdings sollten sie diesmal keinen Fluch verwenden, sondern ein neutrales Wort, zum Beispiel die Beschreibung eines Tisches.

Entgegen der anfänglichen Vermutung der Forscher konnten die freiwilligen Teilnehmer in der „Fluchen – Bedingung“ ihre Hand deutlich länger in dem Eiswasser behalten, im Vergleich zu der Bedingung mit dem neutralen Wort. Das bedeutet: Fluchen erhöht die Schmerztoleranzgrenze.

Warum das so ist, und wie es dazu kommt, ist allerdings noch nicht geklärt. Stephens und Kollegen vermuten jedoch, dass das Fluchen unsere natürliche „Kampf- oder Flucht-Reaktion“ aktiviert. Sie nehmen an, dass die beschleunigten Herzraten der Teilnehmer der „Fluchen – Bedingung“ ein Indikator für einen Anstieg der Aggression sein könnten.
Klar ist: Das Fluchen aktiviert nicht nur eine emotionale Reaktion, sondern auch eine physiologische, was möglicherweise erklärt, warum wir überhaupt fluchen.

Dr. Richard Stephens dazu: „Das Fluchen umgibt uns seit Jahrhunderten, und es ist ein universelles, menschliches und linguistisches Phänomen. Es steht in Verbindung mit Emotionszentren des Gehirns, und es scheint in der rechten Hemisphäre lokalisiert zu sein, während fast die gesamte Sprachproduktion in der linken Gehirnhälfte stattfindet. Unsere Forschung zeigt einen potenziellen Grund warum sich das Fluchen entwickelte und warum es sich dauerhaft hält.“

Wichtig für uns: Wir brauchen kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, wenn wir uns nach einem Missgeschick durch einen kleinen Fluch von einem Teil der Wut entledigen, denn: Es tut uns offensichtlich gut!

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Stephens, R., Atkins, J., Kingston, A. (2009): Swearing as a response to pain. NeuroReport, 20(12): pp. 1056-1060

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