Depressiv durch TV-Konsum?
Fernsehen informiert und amüsiert. Es verschafft uns wichtige Anregungen und ist in der Lage, unsere Stimmung zu beeinflussen. Und nicht zuletzt fördert es unsere Selbstwirksamkeit und Entscheidungsfreude, sofern wir (und nicht unsere nächsten Angehörigen) die Macht über die Fernbedienung haben. Soweit zur Theorie.
In der Praxis zeigt sich nun ein erstaunlicher Befund: Forscher der University of Pittsburgh nahmen den TV-Konsum genauer unter die Lupe und verglichen die tägliche Fernsehzeit von Jugendlichen mit dem Risiko, eine Depression zu entwickeln. Die insgesamt 4142 Jugendlichen notierten dabei über 7 Jahre hinweg, also bis ins junge Erwachsenenalter ihre Gewohnheiten im Umgang mit Medien.
Die Teilnehmer, die zu Beginn der Studie keine depressiven Symptome aufwiesen, waren durchschnittlich für 5,68 Stunden täglich Medien ausgesetzt. 2,14 Stunden verbrachten sie davon mit fernsehen.
Gemäß der Studie führte schon ein geringfügig höherer TV-Konsum zu einem kleinen, aber bedeutenden Anstieg des Depressionsrisikos, insbesondere bei männlichen Jugendlichen.
Die Forscher um Brian Primack vermuten, dass die durch den vermehrten TV-Konsum verringerten sozialen Kontakte für das höhere Depressionsrisiko verantwortlich sind. Auch mangelnde kommunikative Fertigkeiten infolge einseitiger Rezeption der Inhalte wäre ein möglicher Grund. Durch die fortwährende Präsentation „perfekter“ Menschen im TV würden sich außerdem Selbstwertprobleme einstellen.
Eine wichtige Rolle scheint vor allem die Auswahl der TV-Inhalte zu spielen. Man sollte im Allgemeinen eher solche medialen Happen genießen, die man auch verdauen kann. Außerdem sollte man sich mit den aufgenommenen Informationen kritisch auseinander setzen – am besten im Dialog mit wichtigen Bezugspersonen. So schult man die eigenen kommunikativen Kompetenzen.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Primack, B. et al. (2009). Association between media use in adolescence and depression in young adulthood: a longitudinal study. Archives of general Psychiatry, 66, pp. 181-188
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